(Quelle: Kauer/DJV)

Weißwangengans (Branta leucopsis)

Die eher kleine und etwas gedrungen wirkende Weißwangengans wird wegen ihrer weißen Kopfzeichnung auch als Nonnengans bezeichnet. Mit der Ringel- und der Kanadagans wird sie der Gruppe der eher grauschwarz und weiß gefärbten Meeresgänse zugeordnet. Der überwinternde Bestand an der deutschen und niederländischen Küste beträgt etwa 400.000 Tiere.

Weißwangengans
Weißwangengans (Quelle: Rolfes/DJV)

Kennzeichen

Die Gefiederfärbung ist hauptsächlich schwarz-weiß, der helle Kopf ist vom schwarzen Hals gut abgesetzt, auf der Unterseite fällt im Flugbild die scharfe Trennung zwischen schwarzem Hals und hellgrauem Bauch auf, ebenso der helle Oberflügel (Unterscheidung zur Ringelgans). Beine schwarzbraun.

Das Flugbild der Weißwangengänse ist eher u-förmig, in unregelmäßigen Bändern Größe: 58-70cm, Gewicht: 1,5 bis 2,5 kg je nach Geschlecht, Alter und lokalem Vorkommen.

 

Verbreitung und Stellung im zoologischen System

Die Weißwangengans brütet vor allem in arktischen Küstengebieten der Barentssee von der Ostseite Grönlands bis nach Mittelsibirien. An der Ostseeküste Schwedens und Finnlands gibt es ebenfalls Brutvorkommen.

Die Weißwangengans gehört zur großen Ordnung der Entenvögel (Anseriformes) und darin zur Familie der Entenverwandten (Anatidae), Unterfamilie Schwäne und echte Gänse (Anserinae).

Vorkommen der Weißwangengans in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es seit Anfang 1980 geringe Brutvorkommen, vor allem an der Küste von Nord- und Ostsee, aber auch an Niederrhein und Ems. Der Brutbestand 2011 bis 2016 betrug etwa 750 bis 800 Brutpaare, der Brutbestand nimmt zu.
Weißwangengänse sind an den Nord- und Ostseeküsten Mitteleuropas Zugvögel und Wintergäste (von Oktober bis März), ebenfalls mit steigenden Zahlen – zwischen 350.000 und 475.000 Tiere jährlich.

Lebensraum

Im arktischen, baumlosen Brutareal werden Felsen und steile Hänge besiedelt. Die in Mitteleuropa durchziehenden und überwinternden Populationen nutzen Grünland und kurzrasige landwirtschaftliche Nutzflächen zur Nahrungsaufnahme.

Nahrung

Überwiegend vegetarisch: Blätter, Stängel, Samen, Wurzelausläufer. Selten Kleintiere wie Schnecken oder kleine Krustentiere. Weidet an Land wie andere Gänse, sowohl bei Tag als auch in der Nacht.

Sinnesleistung und Lautäußerung

Die Weißwangengans hat, wie die meisten Gänse, ein sehr gutes Seh- und Hörvermögen. Im Trupp haben immer einige Tiere „Augen und Ohren“ offen, um eine eventuelle Feindannäherung rechtzeitig zu melden. Als Bodenbrüter benötigen sie diese Wachsamkeit ebenfalls und verteidigen ihre Brut sehr engagiert.
Ruffreudig im Trupp während des Fluges, ein einsilbiger, schriller Ruf, der im Chor leicht versetzt ist. Einzelne Vögel am Boden rufen etwas tiefer und rauer klingend.

Rufton

Fortpflanzung und Lebenserwartung

Es werden durchschnittlich 4-5 Eier gelegt, die Spanne kann aber von 2 bis 9 Eiern pro Gelege reichen, eine Jahresbrut von Mai bis Juli. Alte Nestanlagen werden weiter genutzt und ausgebessert, sie können einen Durchmesser von 40 cm erreichen. Die Nestmulde ist bis zu 18 cm hoch. Das Nest wird aus Grashalmen und Kräuterstängeln gebaut und mit Daunen ausgekleidet.

Nestanlage in der Regel nicht weiter als einen Kilometer von der Küstenlinie entfernt, an Fjorden oder steilen Hängen bis 300m oberhalb der Wasserlinie. Nahrungsplätze liegen meist nicht direkt neben dem Neststandort.

Gefahren

Gänse sind sehr wehrhaft, erwachsene Vögel haben Seeadler und Füchse als Hauptfeinde, die noch flugunfähigen Jungtiere (Gössel) können von allen im Brutgebiet vorkommenden Raubtieren und aktiv jagenden Vögeln (z.B. Eulen, Greifvögel, Möwen, Raubmöwen) erbeutet werden. Die Gänseeltern verteidigen ihre Brut aber sehr energisch. Inwieweit der Klimawandel in den arktischen Brutgebieten der Gänse zu einer Lebensraumveränderung führt (z.B. höhere Vegetation und schlechtere Sichtbarkeit von Feinden o.ä.) und sich auf die Brutbestände auswirkt, ist derzeit unklar.

Weißwangengans im Bundesjagdgesetz

Keine Jagdzeit

 

Quellen

  • Barthel, P.H.; Barthel, C.; Bezzel, E.; Eckhoff ,P.; van den Elzen, R.; Hinkelmann, C,; Steinheimer, F.D. (2020): Deutsche Namen der Vögel der Erde. Vogelwarte 58, 2020: 1 – 214
  • Cramp, S. et al. (1977): Handbook of the Birds of Europe, the Middle East and North Africa. Vol. I Ostrich to Ducks. Oxford University Press.
  • Dachverband Deutscher Avifaunisten (2022): Bestandsentwicklung, Verbreitung und jahreszeitliches Auftreten von Brut- und Rastvögeln in Deutschland. Dachverband Deutscher Avifaunisten, www.dda-web.de/vid., aufgerufen am 010.11.2022.
  • Gerlach, B.; Dröschmeister, R.; Langgemach, T.; Borkenhagen, K.; Busch, M.; Hauswirth, M.;  Heinicke, T.; Kamp, J.; Karthäuser, J.; König, C.;  Markones, N.; Prior, N.; Trautmann,S.; Wahl, J.; Sudfeldt; C. (2019): Vögel in Deutschland — Übersichten zur Bestandssituation. DDA, BfN, LAG VSW, Münster
  • Svensson, L.; Mullarney, K.; Zetterström, D. (2011): Der Kosmos Vogelführer. 2.Auflage, Franck-Kosmos Verlag, Stuttgart www.dda-web.de/voegel/voegel-in-deutschland/Wei%C3%9Fwangengans